Alls der Ball im Netz war #5 Die Vier-Minuten-Meisterschaft - Ein Tor, das Titel-Träume zerstörte

Shownotes

Vier Minuten lang ist der FC Schalke 04 im Mai 2001 Deutscher Meister. Doch dann läuft Bayern-Spieler Patrik Andersson im Parallelspiel zum Freistoß an. In der 94. Minute. Wir sprechen mit den Akteuren von damals über das bis heute emotionalste Bundesliga-Finale der Geschichte.

Im Fußball zählen nur Tore, Tore und einfach nur Tore. In „Als der Ball im Netz war“ gibt einen wunderschönen Einblick über Tore, die Geschichte schrieben und das Leben von Fußballern einschlägig verändert haben.

Credits: Als der Ball im Netz war ist ein FYEO Original der dpa Gehostet von Thomas Bremser Redaktion: Annette Meinke & Ronny Thorau Produziert von Tristan Lehmann Gesamtleitung FYEO: Benjamin Risom, Luca Hirschfeld und Tristan Lehmann

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Transkript anzeigen

00:00:01: Als Spieler war ein Genie, das natürlich auch sehr stark geprägt war von unglaublicher Offensive und von Spielfreude und von Kreativität.

00:00:15: Hallo und herzlich willkommen zu Als der Ball im Netz war.

00:00:19: Ich bin Thomas Bremser.

00:00:20: Ich will heute reden über eines der berühmtesten Tore der Fußballgeschichte.

00:00:24: Er zielt von einem der bekanntesten Fußballer aller Zeiten, wenn heute die Kinder Ronaldo oder Messi-Trikus anziehen, dann was.

00:00:32: Früher auf jeden Fall sein Treko.

00:00:34: in meiner Jugend wollte jeder so werden wie er.

00:00:37: Das Tor um das es geht, das verfolgt den Torschützen noch bis heute.

00:00:41: Ein ganzes Land hat er damit gegen sich aufgebracht.

00:00:44: Viele haben ihm das Tor bis heute nicht verziehen.

00:00:46: Und das liegt daran, dass es irregular war.

00:00:49: Ein Schummeltor quasi.

00:00:52: Es geht um Llamano de Dios, wie der Treffer im Spanischen heißt.

00:00:56: Wir nennen ihn die Hand Gottes.

00:00:59: Bis heute ein feststehender Begriff, den wir alle kennen, bekannt geworden durch eben dieses eine Tor von Diego Amando Maradona.

00:01:07: Ich will heute zurückblicken auf dieses unfassbare Tor, auf dieses ganz besondere Spiel für Maradona bei der Weltmeisterschaft in Mexiko.

00:01:17: Aber ich will natürlich auch etwas über den Torschützen erzählen, wer sich nicht zuletzt durch dieses eine Spiel zum absoluten Mythos entwickelt hat, geliebt und gehasst, aufgestiegen in den Fußball Olymp und tief gefallen in die Abgründe des Lebens.

00:01:34: Argentinien gehört er bis heute zu den erfolgreichsten Teams der Welt.

00:01:38: Die erste WM gewinnt die Mannschaft in den letzten Jahren im eigenen Land.

00:01:43: Vier Jahre später in Spanien können sie den Titel aber nicht verteidigen, obwohl sich die Südamerikaner viel ausrechnen mit einem erfahrenen Team und einem jungen Shootingstar namens Jego Maradona.

00:01:55: Für ihn ist es in den letzten Jahren die erste WM und da zeigt er teilweise sein grandioses Können schon, aber bekommt auch seine Grenzen aufgezeigt.

00:02:03: Er wird zum Teil hart angegangen von seinen Gegnern und verliert im letzten Spiel gegen Brasilien die Nerven.

00:02:10: Er tritt seinen Gegenspieler in den Magen, bekommt dafür Rot.

00:02:13: Sein Team scheidet in der zweiten Finalrunde aus, Platz elf heißt es am Ende.

00:02:18: Eine große Enttäuschung für die Fußballverrückten Argentinier und auch für den noch jungen Maradona.

00:02:25: Vier Jahre später, in Mexiko dann der nächste Anlauf, es wird die WM des Diego Amando Maradona.

00:02:32: Wohl kein Spieler vor und auch nicht nach, ihm hat ein Turnier so geprägt wie er, zu der Zeit schon absoluter Mittelpunkt der Mannschaft, Nummer zehn, grandioser Dribbler und Taktgeber im Mittelfeld, natürlich Kapitän, mit denkwürdigen Leistungen führt Maradona seine Mannschaft am Ende zum WM-Titel, Jahre später erinnert er sich an die Zeit.

00:02:55: Die ganze Mannschaft hat spektakulär gespielt, wir haben alle zusammen gewonnen und ich hatte das Glück als Kapitän mit gutem Beispiel voranzugehen.

00:03:05: Erstmal beschert Maradona seinem Team mit einem Tor und mehreren Vorlagen den Gruppensieg.

00:03:11: Im Achtelfinale dann ein langweiliges Eins zu Null gegen Uruguay.

00:03:15: Im Viertelfinale warten dann die Three Lions.

00:03:18: Das Team aus England, dem Mutterland des Fußballs.

00:03:21: Das kommt so langsam in die Gänge nach einer mittelmäßigen Gruppenphase.

00:03:25: Vor allem dank Torjäger Gary Lineker schafft England es ins Viertelfinale.

00:03:29: Und das hat bis heute wohl kein Fußballfan auf der Insel vergessen.

00:03:33: Dank zweier Tore.

00:03:35: die WM-Geschichte schreiben bei Beerzielt von Diego Maradona.

00:03:41: Es ist Sonntag der zweiundzwanzigste Juni, zwölf Uhr Mittags-Ortszeit, drückende Hitze in Mexico City.

00:03:48: Wir sind im legendären Aztecan-Stadion, da passen damals hundertfünfzehntausend Zuschauer rein.

00:03:55: Heute sind es deutlich weniger, trotzdem gehört es noch zu den zehn größten Fußballstadien der Welt.

00:04:00: Frenetische Stimmung auf den Tribünen natürlich vor allem Argentinier, die es ja nicht so weiter haben nach Mexiko.

00:04:06: Es ist ein hochpräsantes Spiel, auch politisch, denn die beiden Länder haben sich vier Jahre vorher noch bekämpft.

00:04:12: Und zwar im Falklandkrieg.

00:04:14: Beide Länder beanspruchen da ja die Falklandinsen für sich.

00:04:19: Die liegen in der Nähe von Argentinien im Südatlantik, gehören aber zum britischen Überseegebiet.

00:04:24: Rund neunhundert Menschen sterben bei dem zweimonatigen Krieg.

00:04:29: England bleibt überlegen und verteidigt.

00:04:31: Die Inselgruppe in Argentinien stürzt durch die Niederlage die Militärdiktatur.

00:04:37: Kurze Zeit später gibt es erstmals wieder freie Wahlen.

00:04:40: Vier Jahre nach dem Krieg stehen sich die beiden Länder also auf dem Fußballfeld gegenüber.

00:04:45: Vom Gefühl her war das Spiel wie ein neuer Krieg, sagt Maradona später.

00:04:50: Er wird in diesen neunzig Minuten das Spiel seines Lebens machen für La Albifeleste die weiße und himmelblaue, so wird die argentinische Nationalmannschaft genannt wegen der Farben der Nationalflagge und der Trikots.

00:05:05: Rein im Spiel, die erste Halbzeit, plätschert so dahin, Maradona wird immer wieder hart angegangen von seinen Gegnern, was er da schon kennt.

00:05:12: Er gilt immerhin als bester Fußballer der Welt, der immer wieder seine schnellen Tempo driblings aufzieht.

00:05:18: Wenn er am Ball ist, dann ist er ja eigentlich nicht zu stoppen, auch durch Freistöße.

00:05:22: Er ist immer wieder brandgefährlich.

00:05:24: Kurz vor der Halbzeit wird er dann mit einem Ellenbogen-Check gestoppt, aber auch das hält Maradona an diesem Tag nicht auf.

00:05:33: Nach der Pause folgen vier Minuten, die WM-Geschichte schreiben, vier Minuten, in denen Maradona zum Volksheld aufsteigt.

00:05:41: Vier Minuten, die den Mythos Maradona ganz gut erklären, ein unberechenbares Genie, das sich ungern an Regeln hält.

00:05:49: Es ist die einundfünfzigste Spielminute.

00:05:52: Maradona bekommt im zentralen Mittelfeld den Ball, dribbelt sich durch mehrere Gegenspieler durch, was er halt ziemlich gut kann, spielt den Ball dann kurz vom Sechzehner zu seinem Mitspieler Valdano, Wer den Zeitkampf geht mit Steve Hodge, der kriegt den Ball dann so unglücklich an den Fuß, dass der Ball per Bogenlampe hoch in Richtung des eigenen Torres geht.

00:06:12: Keeper Peter Schilden eilt aus dem Kasten, aber der kleine Maradona springt vor ihm hoch und befördert den Ball ins Tor.

00:06:20: Aus sechs Metern mit dem Kopf gescheint.

00:06:24: Erst in der Zeitlupe wird deutlich, Maradona, dieser Schlingel, nimmt seine linke Hand zur Hilfe.

00:06:29: Ein irreguläres Tor also.

00:06:32: Die englischen Spieler sehen das natürlich schon auf dem Platz, protestieren direkt beim tunesischen Schiedsrichter, aber der gibt den Treffer.

00:06:39: Der damalige Weltklasse-Torwart Peter Schilden nimmt Maradona diese Szene bis heute übel.

00:06:45: Das hat er vor ein paar Jahren noch mal erzählt.

00:06:49: Ich habe Diego Maradona noch immer nicht verziehen.

00:06:52: Ich habe ihn noch nie getroffen und glaube, ich wäre nicht bereit, ihm die Hand zu geben.

00:06:56: Es

00:06:56: ist nicht nur, dass er geschummelt hat.

00:06:58: Das haben Torhüter und andere Fußballer auch.

00:07:00: Sowas passiert im Fußball.

00:07:02: Aber dann entschuldigt man sich nach dem Spiel und sagt, dass es einfach so passiert sei und man einfach davon kann.

00:07:07: Aber dieser Sportsgeist hat gefehlt.

00:07:15: Maradona lächelt sein Handspiel nach der Partie einfach weg und sagt zu Reportern, es war ein bisschen Maradonas Kopf und ein bisschen die Hand Gottes.

00:07:25: Damit erfindet er ein Begriff, der noch heute ein geflügeltes Wort ist im Fußball, die Hand Gottes.

00:07:31: Erst viele Jahre später gibt er dann zu, es war ein klares Handspiel.

00:07:36: Aber Maradona prägt an diesem Tag nicht nur den Ausdruck, die Hand Gottes, sondern auch den Begriff Jahrhundert-Tor.

00:07:43: Und das fällt nur vier Minuten nach dem irregulären Eins zu Null.

00:07:47: Maradona bekommt wieder den Ball in der eigenen Hälfte, schüttelt da schon zwei Engländer ab und sprintet dann mit Ball am Fuß die rechte Seite entlang, umspielt den ersten Gegenspieler, den zweiten dann auch Torwart schilden und schiebt am Ende zum zwei zu Null ein.

00:08:02: Hundertfünfzehntausend Zuschauer in Stadion und Fans weltweit sehen ein Tor.

00:08:08: Da selbst Fußballgenieß wohl nur einmal im Leben schießen, ich habe es nie geschafft, aber dass man eben bei.

00:08:13: der Sturmlauf des Argentiniers wird später von der FIFA offiziell zum Tor des Jahrhunderts gewählt.

00:08:20: England kommt zwar nochmal ran, schießt das eins zu zwei, aber am Ende gewinnt Argentinien.

00:08:24: Dank Diego Armando Mangadonna und sieht einen ins WM-Halbfinale.

00:08:31: Und auch das Halbfinale.

00:08:32: Gegen Belgien entscheidet Maradona im Alleingang mit zwei zu Null, einem Lupfer und einem ähnlichen Solo-Lauf wie gegen England.

00:08:40: Dieses Dorfschafts bei der Wahl zum Jahrhunderttor immerhin auf Platz vier.

00:08:44: Dann das dramatische Finale, wieder im Rappelvollen Arztekenstadion gegen Deutschland.

00:08:50: Das Team von Franz Beckenbauer, seine erste WM als Teamchef, die ist reichlich unruhig, mehrere Zitterpartien unter anderem das später ein zu Null im Achtelfinale gegen Marokko und das Elfmeterschießen gegen Mexico eine Runde später.

00:09:04: Dazu der Suppenkasper-Skandal, so wird Beckenbauer von Ersatzkeeper Uli Stein verspottet, der daraufhin nach Hause fliehen muss.

00:09:13: Argentinien auch deshalb der Favorit.

00:09:15: Im Finale.

00:09:16: Schnell führen die Südamerikaner mit zwei zu Null, sehen schon aus wie der sichere Sieger.

00:09:21: Dann schlagen die Deutschen aber zurück.

00:09:23: Kurz vor Schluss steht es plötzlich zwei zu zwei.

00:09:26: Und dann leitet Maradona ein Konter ein.

00:09:29: Seinen Pass in der siebenundachtzigst Minuten verwertet Jorge Borochaga zum drei zu zwei.

00:09:37: Argentinien wird zum zweiten Mal Weltmeister.

00:09:39: Maradona wird, natürlich Spieler des Touniers, auch wenn er gegen Deutschland kein Tor erzielt und lange Zeit abgemeldet ist.

00:09:51: In diesem Spiel musste jeder Spieler für den anderen rennen.

00:09:54: Eigentlich ist es wohl Maradona, der die Tore schießt.

00:09:57: Aber gegen Deutschland stand mir Matthäus auf den Füßen.

00:09:59: Ich musste viel rennen und mich in den Dienst der Mannschaft stellen.

00:10:02: Für mich ist es okay, wenn andere die Tore schießen.

00:10:04: Ich bin nur ein Teil der Mannschaft und ich diene ihr natürlich.

00:10:11: Der kleine Diego Armando Maradona Franco, mit fünf und zwanzig Jahren auf dem Höhepunkt seiner Karriere, mit dem goldenen WM Poker.

00:10:19: in den Händen.

00:10:21: Aber woher kommt eigentlich dieses Genie und wie hat er seine einzigartige Karriere begonnen?

00:10:27: Faradonna wird in den letzten Jahren geboren.

00:10:32: Seine Eltern haben da schon vier Töchter.

00:10:34: Sein Vater schuftet in einer Fabrik.

00:10:36: Seine Mutter liebt ihn ab, Götte.

00:10:38: Schließlich ist er der erste Sohn der Familie.

00:10:40: Die wächst in einem Elensviertel am Rande von Buenos Aires auf.

00:10:45: Fußball ist das Einzige, was den kleinen Diego interessiert.

00:10:48: Schon mit neun Jahren wird er von einem Talentsucher des Erstligisten Argentinos Juniors entdeckt.

00:10:54: Dort trumpft er schon in der Kindermannschaft groß auf mit seinen Dribblings.

00:10:58: und wird El Pibe de Oro genannt, der Goldjunge.

00:11:02: Mit gerade mal fünfzehn gibt er dann sein Debüt in der ersten argentinischen Liga.

00:11:07: Er schießt Tore am Fließband und wird schnell zum besten Spieler der Liga.

00:11:12: Natürlich reißen sich da die großen Vereine schon in Argentinien um Maradona, dangeriert sich aber gegen das große Geld und für den Lieblingsverein seines Vaters, die Boca Juniors.

00:11:22: Und da macht Maradona genauso weiter und wird mit einundzwanzig Jahren zum absoluten Superstar in Südamerika.

00:11:29: Für viele ist er da der Nachfolger Pelés schon.

00:11:32: Bundestrainer Joachim Löw verändert sich an den Spieler Maradona so.

00:11:40: Das natürlich auch, sagen wir mal, sehr stark geprägt war von unglaublicher Offensive und von Spielfreude und von Kreativität.

00:11:48: Und natürlich hat auch Europa längst von El Giego gehört.

00:11:51: In two hundred eighty-two der Wechsel zum FC Barcelona und zu Trainer Udo Lattec.

00:11:56: Nur wenige Monate nach dem recht frühen WM aus und der roten Karte nach dem Frustvaul gegen Brasilien.

00:12:02: Umgerechnet acht Millionen Euro lässt Barcelona springen für den Wechsel.

00:12:07: Damals ein neuer Rekord.

00:12:09: wir natürlich über acht Millionen.

00:12:11: In Barcelona beginnt dann aber die schwerste Zeit in der noch jungen Karriere.

00:12:15: Erst kommt er nicht mit Udo Latik zurecht, die beiden haben sich gut gefetzt, dann ist er immer wieder krank und verletzt, verpasst dadurch ziemlich viele Spiele.

00:12:24: Aber das Leben gleitet Maradona auch aus den Händen, zum ersten aber leider nicht zum letzten Mal.

00:12:30: Er genießt das Nachtleben, nimmt zum ersten Mal Koryn, prügelt sich auf dem Platz und auch neben dem Platz.

00:12:36: Schon nach zwei Jahren reicht es, den stolzen Sie wollen Jego loswerden.

00:12:41: Es wird ihn aber keiner haben, zumindest nicht für den Preis, außer ein Verein aus Italien und das sollte sich als absoluter Glückstreffer rausstellen für alle Beteiligten.

00:12:52: Der SSC Neapel spielt zu der Zeit eigentlich keine Rolle in der Serie A. Der Verein ist noch nie Meister geworden, ein Jahr vorher sogar fast abgestiegen, aber der Club will mehr.

00:13:02: Nicht nur die Fußballverrückten Fans aus Italien, Süden, sondern auch die Mafia, die Neapel viele Fäden zieht, wohl auch beim Wechsel von Maradona beumgerechnet.

00:13:12: zwölf Millionen Euro.

00:13:13: Auch das ist wieder ein neuer Rekord.

00:13:16: Die ärmste Stadt Italiens kauft den teuersten Spieler der Welt, Spottemedien.

00:13:21: Noch heute ist unklar, woher das Geld eigentlich kam, den Fans ist das aber egal.

00:13:26: Sie feiern Maradona wie ein Messias, als er am fünften Juli, vierundachtzig, vorgestellt wird.

00:13:31: Da kommen fünfund siebzig tausend Zuschauer in Stadion, San Paolo.

00:13:41: Die Pressekonferenz im Stadion wird fast abgebrochen, so groß ist die Euphorie.

00:13:46: Aber schon bei der ersten Frage ist die Party erst mal vorbei.

00:13:50: Ein Reporter fragt Maradona, ob er die Kamorra kennt, also die Mafia-Clans von Neapel.

00:13:56: Klubpräsident Corrado Felaino flippt aus.

00:14:01: Neapel darf nicht mit solchen Schmutz geworfen werden.

00:14:04: Nach den enormen Opfern, die wir für diesen Transfer erbracht haben, lassen wir uns nicht mit der haltlosen Behauptung beleidigen, die Kamorra habe hier überall die Finger ins Spiel.

00:14:12: Die Bevölkerung von Neapel arbeitet hart und fleißig.

00:14:15: Nur wenige sind Verbrecher und die Polizei verfolgt sie mit der gebotenen Härte.

00:14:19: Danke.

00:14:23: Die Neapel-Anhänger feiern ihre Maradona auch, weil er einer von ihnen ist.

00:14:27: Die Stadt wird vom reichen Norden nur belächelt.

00:14:29: Sie ist runtergekommen, chaotisch und arm.

00:14:32: Genau in diesen Verhältnissen ist Maradona ja aufgewachsen.

00:14:36: Er spricht eine einfache, teils vulguere Sprache, Straßensläng.

00:14:40: Das kommt gut an.

00:14:41: Fußballerisch läuft es auch.

00:14:43: Maradona läuft wieder zur alten Form auf.

00:14:46: Er führt Neapel drei Jahre später tatsächlich zur ersten Meisterschaft.

00:14:50: Tagelang wird gefeiert und noch heute verähren sie ihn in der Stadt.

00:14:54: Ich war vor ein paar Jahren mal da und habe so eine Tour durch den Stadt gemacht mit einem Taxifahrer und ich glaube die halbe Fahrt ging es um Maradona.

00:15:02: Er hat mir einen Schrein gezeigt am Straßenrand, so ein Hausalltag.

00:15:06: für Maradona und ganz viele Souvenir-Läden in diesen engen Straßen, durch die kaum Auto passt.

00:15:12: Überall stehen in diesen Läden kleine Maradona-Figuren mit Trikots aus Gips oder Pappe im Schaufenster.

00:15:19: Das ist schon irre.

00:15:20: Natürlich singen die Fans im Stadion auch heute noch Maradona-Lieder.

00:15:23: Seine Trikot Nummer zehn ist bis heute nicht neu vergeben worden.

00:15:27: Und immer wenn er mal wieder in der Stadt ist, da bricht natürlich Hysterie aus.

00:15:36: Wir sind unheimlich!

00:15:40: Aber die Liebe der Fans, die er drückt, den exzentrischen Fußballer mehr und mehr, das ist ziemlich gut zu sehen, in einer Doku aus dem Jahr zwei Tausend Neunzehn.

00:15:48: Darin geht es genau um diese Zeit in Neapel.

00:15:51: Dort kann sich Maradona kaum mehr frei bewegen.

00:15:54: Fotografen lauern an fast jeder Ecke.

00:15:56: Maradona ist für die Menschen ein Halbgott und der taucht immer mehr ab, in den Untergrund, ins Nachtleben.

00:16:02: Lässt sich mit der Mafia ein, trinkt tagelang durch, nimmt Kokain, bestellt sich Prostituierte.

00:16:09: Bis heute weiß niemand, so genau wie viele unehrliche Kinder der Argentinien eigentlich hat, anerkannt hat er bis jetzt acht.

00:16:17: Mit der Zeit wurde er immer weniger Diego und immer mehr Maradona.

00:16:21: Sagen Freunde, er ist übergewichtig und feiert nach jedem Spiel durch bis Mittwoch.

00:16:27: Ab Donnerstag bereitet er sich dann wieder aus Neuspiel vor.

00:16:30: Der Verein weiß das, will ihn aber trotzdem behalten.

00:16:33: Ein kleiner Wendepunkt ist dann die WM-Ninzig in Italien.

00:16:36: Da wird Maradona in jedem Stadion außer in Neapel ausgepfiffen.

00:16:41: Im Halbfinale spielt sein Argentinien dann ausgerechnet gegen Italien und das auch noch in Neapel.

00:16:47: Argentinien gewinnt, im Finale gegen Deutschland wird Diego wieder ausgepfiffen und nennt die Zuschauer Huren-Söhne.

00:16:55: Einer später ist seine Zeit in Neapel dann vorbei nach sieben Jahren.

00:17:00: Nicht nur Neapel stürzt nach dieser Zeit ab, auch für Maradona geht's immer weiter nach unten, die Erfolge nehmen ab, die Skandale zu, genauso wie sein Körpergewicht.

00:17:09: Ein halbes Jahr spielte noch in Spanien beim FC Sevilla, danach wechselt er zurück nach Argentinien, aber nirgendwo kann er mehr Fuß fassen.

00:17:18: Er überwirft sich mit seinen Trainern, nimmt weiter Kokain und schießt mit einem Luftgewehraufreporter.

00:17:24: Er bekommt dafür thirty- vier Monate auf Bewährung.

00:17:27: Aber Maradona kommt tatsächlich nochmal zurück.

00:17:30: Bei der WM-IV in den USA zeigt er in den ersten Spielen eine Leistung, die ihm wohl die wenigsten nur zugetraut haben.

00:17:37: Aber auch hier folgt der schnelle Absturz.

00:17:39: Er wird durch eine Urinprobe positiv getestet, auf verbotene Substanzen und von der WM ausgeschlossen.

00:17:46: Später stellt sich raus, sein Fitnesstrainer hat ihm die Mittel verabreicht, er selbst wusste von nichts.

00:17:51: Seine Karriere in der Nationalelf ist damit aber vorbei.

00:17:55: In Argentinien spielt Maradona aber noch drei Jahre wieder bei dem Boca Juniors, wo alles begann.

00:18:01: Am Ende wird er auch hier positiv getestet, auf Kokain und beendet seine Karriere als Spieler.

00:18:06: An seinem siebenundreißigsten Geburtstag immerhin schon.

00:18:10: Danach kämpft der einstige Fußball-Gott immer wieder ums blanke Überleben nach einem Herzinfarkt oder einer schweren Lungenentzündung.

00:18:17: Er macht mehrere Drogentherapien unter anderem auf Kuba und lässt sich den Magen verkleinern.

00:18:22: Bei der WM-MT-Sechs in Deutschland gehen dann Bilder von Maradona um die Welt, wie er als Edelfan im Trikot mit der Nummer zehn auf der Tribüne regelmäßig ausflippt.

00:18:32: Ich war beim Spiel gegen Serbia Montenegro in Gelsenkirchen im Stadion, da hat Jego auch so eine Show abgezogen mit Sonnenbrille und goldkettchen behangen.

00:18:40: sehr sehr skurril.

00:18:42: viel haben sich kaputt gelacht über diese ja witzfigur sag ich mal.

00:18:46: Und zwei Jahre später, da wird dieser aufgedrehte, völlig unberechenbare Mann, Nationaltrainer von Argentinien.

00:18:53: Also, stehaufmännchen trifft's bei Maradona wohl ziemlich gut.

00:18:56: Viele haben unglaublich mit dem Kopf geschüttelt, als sie die Nachricht gehört haben.

00:19:01: Also, außer die Argentinier, die feiern ihn ja immer noch.

00:19:04: Und Maradona führt seinen Land zur WM nach Südafrika auch, auch wenn er auf dem Weg dorthin seine Kritiker mal wieder obszön beleidigt und gesperrt wird für zwei Monate.

00:19:15: Kurz vor der WM-Jahr im Jahr, macht Maradona dann mit seinem Team ein Testspiel in München.

00:19:21: Gegen das deutsche Team, die Meinung der deutschen Fans zum Trainer Maradona sind da gespalten.

00:19:31: und kein Klein, aber er ist ja Lichtgestalt, er wird also wirklich vom Volk verehrt.

00:19:36: Der Marathoner kann wirklich machen, was er will, auf Journalisten schießen oder sonst wie.

00:19:40: Er ist und bleibt der absolute Volkseld bei denen.

00:19:43: Und irgendwie findet er cool.

00:19:45: Ich denke, dass er eigentlich nicht wirklich der Trainer ist, sondern er für die Presse und so weiter aktiv ist und vielleicht auch die Presse mehr von der Mannschaft fernhält, damit die Mannschaft den Revue trainieren kann.

00:19:54: und er halt mehr im Mittelpunkt steht.

00:19:56: Es ist schon was Besonderes, gegen Maradona zu spielen, auch wenn er nur auf der Trainerbank sitzt.

00:20:01: Gern übrigens auch mal mit Zigarette oder Zigarre.

00:20:04: Joachim Löw und Michael Ballack, die werden vor dem Spiel danach gefragt.

00:20:10: Es ist nicht unser Trainer.

00:20:25: Die Argentinien müssen mit dem, ob es ein Problem ist für sie oder nicht.

00:20:29: Das weiß ich auch nicht.

00:20:30: Ich will das nicht bewerten.

00:20:31: Auf jeden Fall ist es ungewöhnlich.

00:20:32: Argentinien gewinnt das Spiel mit eins zu null.

00:20:35: Die Szene des Abends liefert aber natürlich der Trainer.

00:20:39: Auf der Pressekonferenz nach dem Spiel.

00:20:41: Da sitzt er auf dem Podium, genauso wie ein damals noch junger Thomas Müller.

00:20:46: Aber das gefällt dem Argentiner so gar nicht.

00:20:53: Maradona verlässt das Podium, gibt Autogramme, kommt dann aber zurück.

00:20:58: Ich fühle mich gut besser vor.

00:20:59: Ich ganz schuldige mich, mein Spieler.

00:21:05: Maradona erkennt deutsche Nationalspieler nicht.

00:21:07: Das ist die Schlagzeile am nächsten Tag.

00:21:10: In Südafrika lernt Maradona Müller dann aber kennen.

00:21:13: Er schmeißt ihn nämlich raus.

00:21:14: Im Viertelfinale vier zu null gewinnt Deutschland.

00:21:17: Da haben wir uns alle die Augen gerieben.

00:21:19: Das eins null.

00:21:20: nach drei Minuten schon köpft damals Thomas Müller.

00:21:24: Es ist der Anfang vom Ende.

00:21:25: Maradonas als Nationaltrainer.

00:21:27: nach dem WM aus fliegt er raus.

00:21:30: Danach heuert Maradona bei mehreren Vereinen Anteil, weil sie sind das ziemlich skurrile Deals.

00:21:36: Mit einem Club aus Dubai zum Beispiel, dann ist er mal Mentaltrainer in der fünften Liga oder Vereinschef in Weißrussland für ein paar Monate.

00:21:44: Im Herbst, zwei Tausend neunzehn, geht er dann zum Tabellenletzten in Argentinien.

00:21:49: Chemnasier IS Grima La Plata.

00:21:52: Auch hier wird er empfangen wie ein Held.

00:22:01: Was werden wir geben für unsere Mannschaft?

00:22:04: Alle zusammen, alle zusammen.

00:22:05: Mir einpeitschen, das kann Maradona noch heute.

00:22:08: Die Menschen lieben ihren Diego nach wie vor.

00:22:10: Die ganzen Skandale sind da völlig egal.

00:22:16: Die Hand Gottes lässt ihn natürlich auch nicht los.

00:22:19: Bis heute, klar das Wort kennt jeder Fußballfan, bei jedem Handtor wird Maradona zitiert.

00:22:24: Er selbst hat übrigens noch mal zugeschlagen, quasi bei der WM-Ninzig, da hat er in einem Spiel im eigenen Strafraum den Ball mit der Hand berührt und so ein Gegentor verhindert.

00:22:34: Die Engländer können Maradona bis heute dieses Tor nicht verzeihen, wir haben ja den Keeper Peter Schilden schon gehört.

00:22:40: In dem Jahr zwei Tausend Acht kommt Maradona dann zurück auf die Insel als frisch gebackener Nationaltrainer.

00:22:46: Da spielt sein Team gegen Schottland, der dortige Co-Trainer ist Terry Butcher bei der WM'n'-Achzig Kapitän der englischen Mannschaft und der sagt zu Reportern, er werde Maradona beim Spiel nicht die Hand geben.

00:22:59: Die Reaktion von Maradona darauf.

00:23:03: Also ich möchte ihm die Hand auch nicht geben, ich komme gut mit Leuten klar, die mich umgeben.

00:23:07: Wenn er mir die Hand nicht geben möchte, dann möchte ich es halt auch nicht tun.

00:23:10: Ich verstehe Butcher nicht, er soll einfach sein Leben leben und ich lebe meins.

00:23:15: Zweiundzwanzig Jahre nach dem Aufregator vom Mexiko, kann Maradona den Ärger auf der Insel noch immer nicht verstehen, auch nicht als er von einer Reporterin danach befragt wird.

00:23:28: Also ich möchte die Dame daran erinnern, dass England schon mal ein Finale gegen Deutschland gewonnen hat durch ein Tor, das keins war.

00:23:33: Das hat die ganze Welt gesehen und niemand hat etwas gesagt, keinen hat was dagegen gemacht.

00:23:37: Deswegen kann mir Butcher keine Vorwürfe machen.

00:23:41: Ja, natürlich meinte er damit, dass legendäre Wembley-Tor-Tor-Tor-Tor-Tor-Tor-Tor-Tor-Tor-Tor-Tor-Tor-Tor-Tor-Tor-Tor-Tor-Tor-Tor-Tor-Tor-Tor-Tor-Tor-Tor-Tor-Tor-Tor-Tor-Tor-Tor-Tor-Tor-Tor-Tor-Tor-Tor-Tor-Tor-Tor-Tor-Tor-Tor-Tor-Tor-Tor-Tor-Tor-Tor-Tor-Tor-Tor-Tor-Tor-Tor-Tor-Tor-Tor-Tor-Tor-Tor-Tor-Tor-Tor-Tor-Tor-Tor-Tor-Tor-T.

00:24:06: Als der Ball im Netz war, ist ein Fio Original der DPA, gehostet von Thomas Bremser, Redaktion Anette Meinke und Ronny Torau, produziert von Tristan Lehmann, Gesamtleitung Fio, Benjamin Riesom, Luca Hirschfeldt und Tristan Lehmann.

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